Wie das Gartenreich nach Oberrieden kam

„Wenn ich noch einmal auf die Welt komme, werde ich wieder Gärtner
und das nächste Mal auch noch.
Denn für ein einziges Leben ist dieser Beruf zu groß.“


Prof. Dr. h.c. Karl Foerster
(1874 – 1970)

Birgit & Claus Philipp

Gut, dass es Astrid Lindgren und Omas Garten gab

Ich glaube, eigentlich ist Astrid Lindgren schuld. Oder Peter Lustig. Oder beide?!

Sehnsüchtig habe ich die Filme der Kinder aus Bullerbü und Michel aus Lönneberga angesehen und wäre gerne mit ihnen in die Apfelbäume geklettert und über die Wiesen gestreift. Und wie schön musste es sein, wie Peter Lustig in einem Bauwagen mitten in einem verwilderten Garten zu leben?!

Ein Leben mitten in der Natur, das war und ist seit ich denken kann mein größter Traum….

Aber ich bin in einer Wohnung im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses mitten in Freising aufgewachsen. Weit weg von Bullerbü und den Apfelbäumen. Und dennoch mit einem unstillbaren Bedürfnis nach Natur, Garten, Blumen und Tieren.
Glücklicherweise gab es da aber den Garten meiner Großeltern auf dem Land, wo wir regelmäßig zu Besuch waren. Dort war ich mit meiner Schwester ständig unterwegs im Wald, auf Wiesen und Feldern, an Tümpeln, um Kaulquappen zu beobachten und auf den umliegenden Bauernhöfen, um die dortigen Katzen zu streicheln. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich als Kind schon gerne beim Gießen und Pflanzen geholfen habe und mich für Blumen jeglicher Art begeistert habe.

Und die Begeisterung ist geblieben.

Mit 15 Jahren habe ich dann mein erstes Gartenbuch gekauft. “Der Bio-Garten“ von Marie-Luise Kreuter. Und von da an gab es kein Halten mehr! Omas Garten wurde einmal „durchgepflügt“ und unser Balkon war auf einmal übervoll mit Kräutern und Blumen. Ich legte gemeinsam mit meiner Schwester einen Teich an, säte eine Wildwiese, pflanzte Obst, Rosen, Kletterpflanzen, Sommerblumen und unzählige Stauden. Und obwohl es ein Wochenendgarten war, war er für mich und meine Familie etwas ganz Besonderes.

Birgit Philipp

Manchmal muss man erst in die falsche Richtung gehen, um zu wissen, wo man wirklich hin möchte...

Logischerweise wollte ich dann auch etwas in dieser Richtung studieren.

Ich fing nach meinem Freiwilligen Ökologischen Jahr mit Landschaftsarchitektur in Freising an. Denn ich träumte davon, Gärten zu planen und zu gestalten. Die Chancen, als GartengestalterIn beruflichen Erfolg zu haben, stünden schlecht, sagte man uns aber bald. Leider musste ich feststellen, dass das stimmte. Viele LandschaftsarchitektInnen arbeiteten in Ämtern. Hier liegt dann der Fokus weniger auf der Arbeit mit den Pflanzen, als darauf, Kämpfe mit Behörden auszutragen. Das wollte ich auf keinen Fall. Nach einem Anlauf in einem zweiten Studiengang – abseits von Garten & Natur – merkte ich, dass ich auch hiermit nicht glücklich werden würde.

Erst die vermeintlich einfache Frage meines Bruders: „Was macht Dir denn am meisten Spaß, mach doch das!“ öffnete mir die Augen. Ich wollte selbst Pflanzen kultivieren, anderen Menschen die Natur näherbringen und einen Schaugarten gestalten. Ich wollte eine eigene Gärtnerei – unbedingt!

Aller guten Dinge sind drei: Ich fing an, in Freising/Weihenstephan Gartenbau zu studieren.

Endlich das Richtige und noch dazu unter Gleichgesinnten! Besser noch, ich habe dort Claus kennengelernt und wir haben schnell gemerkt, dass uns nicht nur die Leidenschaft für Stauden verbindet. Claus wuchs im Gegensatz zu mir auf dem Land auf und war ebenfalls sehr naturverbunden. In einem unserer ersten Gespräche erzählte er mir, dass er imkerte und eigene Bienen hatte. Bei unseren regelmäßigen Führungen im Sichtungsgarten in Freising/Weihenstephan hat uns der Austausch mit den Gartenbesuchern viel Freude gemacht und wir konnten Hinweise zu Gartenpflege und -gestaltung geben. Wir belegten verschiedene Schwerpunkte im Studium, um möglichst unterschiedliches Wissen zu sammeln.

Der Traum wird gelebt...

Während unserer Lehr- und Wanderjahre wurden vielfältige Inspirationen und Pflanzen gesammelt. Wir besuchten unzählige Gärtner- Kollegen und absolvierten unsere (Studien-) Praktika in namhaften Staudengärtnereien. Bevor wir uns voller Ideen und Tatendrang an die Gestaltung der eigenen Gärtnerei machten, holten wir uns Inspirationen auf einer mehrwöchigen Reise durch die Gärten Süd-Englands. Wie viel mehr Gespür haben doch die Insulaner für ihre Landschaft und ihre Gärten! Ganz anders als hierzulande verschwimmen dort die Grenzen zwischen Landschaft und Gärten. Die − meist wesentlich schmaleren − Straßen sind gesäumt von Hecken und Feldsteinen, der Garten und der Beruf des Gärtners hat dort einen wesentlich höheren Stellenwert.

Nach Oberrieden verschlagen hat es uns dann im Jahr 2010. Nach jahrelanger Suche ist unser Traum von der eigenen Gärtnerei mit dem Kauf eines denkmalgeschützten Bauernhauses und dem dazugehörigen verwunschenen, alteingewachsenen Garten samt Schuppen, Scheunen und Streuobstwiese wahr geworden. Wunderschön eingebettet in die Landschaft ist es, umgeben von altem Baumbestand und malerisch an einem kleinen Bächlein gelegen. Die Geschichte, die der Hof an allen Ecken und Enden atmet und die ländliche Idylle haben uns sofort gefangen genommen und verzaubern heute auch unsere BesucherInnen.

Das erklärte Ziel unseres neuen Zuhauses war es, die Schönheit dieses besonderen Ortes zu unterstreichen und keinesfalls zu beeinträchtigen. Die Gärtnerei sollte sich behutsam einfügen und Schau- und Produktionsflächen nahtlos ineinander übergehen.

Mit großer Begeisterung und viel Liebe zum Detail haben wir seither gepflanzt, gestaltet und kultiviert und können (vielleicht sogar ein Bisschen stolz) auf das bislang Erreichte zurückblicken. Die Gärtnerei ist – so wie unsere Familie auch – stetig gewachsen und 2021 hatten wir bereits unser 10-jähriges Bestehen. 

Haben wir anfangs noch zu zweit gegärtnert, unterstützen uns mittlerweile viele fleißige Hände. 13 „Gartenbegeisterte“ sind wir mittlerweile und sorgen dafür, dass alles grünt und blüht und − zugegebenermaßen etwas wild − gepflegt ist.
Mit großer Begeisterung und Liebe zu Pflanzen vermehren und kultivieren wir unser riesiges Staudensortiment, das mittlerweile ca. 3000 Arten und Sorten umfasst, zum Großteil selbst − vom Samenkorn oder Steckling bis zur fertigen Pflanze.

Gartenreich Oberrieden

... und der Traum lebt weiter!

Zuletzt noch ein kleiner Ausblick: In den kommenden Jahren soll die Gärtnerei noch mehr zu einem Ort der Inspiration für Garten- und Naturbegeisterte werden – daran arbeiten wir beständig. Gärten sind unglaublich wichtig, sie sind Rückzugsorte vom Alltag, bieten Raum für Kreativität und Gestaltung, Unterschlupf für Tiere und erden uns. Nichts ist schöner, als im Garten zu erleben, wie sich das selbst Gepflanzte entwickelt! Vielleicht gelingt es uns allen, die beinahe täglichen Veränderungen im Garten wahrzunehmen, mit allen Sinnen die Natur und ihre Vielfalt zu erleben. Das jedenfalls ist es, was uns zu unserem Beruf führte.

Dipl. Ing. (FH) Gartenbau Birgit Philipp
E-Mail: info@gartenreich-oberrieden.de

Claus Philipp

Dipl. Ing. (FH) Gartenbau Claus Philipp
E-Mail: info@gartenreich-oberrieden.de

Danke !!!

Wir möchten uns bei unseren Besuchern, Freunden und vor allem bei unseren Familien bedanken, die uns von Anfang an mit der Begeisterung für unsere Gärtnerei unterstützt haben! Nur dadurch war und ist es uns möglich, unseren Traum zu verwirklichen.